Als Gründungsjahr des
Kreisverbandes Reutlingen in seiner heutigen Verbandsstruktur gilt
das Jahr 1933. Mit zahlreichen
Ehrengästen, Züchterfrauen, Zuchtfreunden und
Jungzüchtern konnten wir im
Dezember 2008 folglich das 75-jährige Bestehen des
Verbandes feiern.
Unter den Ehrengästen befanden sich u.a. die
Zuchtfreunde Manfred Rommel,
Schatzmeister des Zentralverbandes
Deutscher Rassekaninchenzüchter (ZDRK) und
Ehrenvorsitzender des
Landesverbandes Württemberg-Hohenzollern, sowie Ulrich
Hartmann als amtierender
Vorsitzender des Landesverbandes Württemberg-Hohenzollern.
Damit mag verdeutlicht werden,
welche Bedeutung dem Kreisverband Reutlingen auch auf
Bundes-
und Landesebene unserer Organisation beigemessen wird.
Die Jubiläumsfeier mit angeschlossener Jubiläumsschau
im Jahre 2008 wurde
ausgerichtet vom Kleintierzuchtverein Z 499 Engstingen-Augstberg und war ohne
Zweifel ein wichtiger
Meilenstein unserer Verbandsgeschichte. Dabei
ist klar, dass es schon weit
vor dem Gründungsdatum des
Kreisverbandes im Jahre 1933 zahllose aktive Kaninchen-
und Kleintierzüchter im heutigen
Kreisgebiet gab. Denn viele unserer Ortsvereine blicken
auf
eine weit längere Entwicklungsgeschichte zurück.
Das Deutschland des Gründungsjahres 1933 war geprägt
durch die
Machtergreifung der
Nationalsozialisten und das damit verbundene Ende der
Weimarer Republik. Wirtschaftlich
war das
Land überschattet von der seit Jahren andauernden
Weltwirtschaftskrise. Wir alle
wissen heute, welche verheerenden
Folgen diese unsägliche Ära für so viele Menschen mit sich
brachte...
Und auch in der organisierten Rassekleintierzucht
schlug sich das Wirken der Nationalsozialisten
deutlich nieder. In der damaligen
Reichsfachgruppe Kaninchenzüchter, dem Reichsverband
Deutscher Kleintierzüchter
untergeordnet, wurden allerorts neue Landesfachgruppen gegründet,
die
sich wiederum in Kreisfachgruppen untergliederten.
Als Vorgänger des heutigen Kreisverbandes Reutlingen
wurde zunächst die damalige
Kreisfachgruppe Urach ins Leben
gerufen. Vorsitzender der Gruppe war Zuchtfreund Christian
Bader, wohnhaft an der
Wolframstraße 32 in Reutlingen. Diese Kreisfachgruppe war der
Landesfachgruppe Württemberg mit
dem Kennzeichen „Z“
unterstellt.
Im Jahre 1940 erfolgte dann eine
Umbenennung; man firmierte
fortan als Kreisfachgruppe Reutlingen-Münsingen,
die nachweislich bis ins
Kriegsjahr 1943 Bestand hatte und
nach wie vor von Zuchtfreund
Christian Bader geleitet wurde.
Mit der bedingungslosen Kapitulation am 8. Mai 1945 endete
das Deutsche Reich mit all seinen
Organisationsstrukturen.
Das am Boden liegende Vaterland wurde unter den
Siegermächten aufgeteilt, wobei
das heutige Kreisgebiet
Reutlingen der französischen Besatzungszone zugeschlagen
wurde.
Unbeirrt von der Notlage regten sich schon bald erste
Idealisten, um die
Rassekaninchenzucht erneut auf feste
Füße zu stellen. Und als gänzlich
unpolitische Organisation
wurde schon wenig später mit Genehmigung der
französischen Militärregierung
eine Wiederbegründung des
Kreisverbandes Reutlingen als Dachorganisation der zahlreichen
Kleintierzuchtvereine der
Umgebung beschlossen. Und mehr noch: So wissen wir, dass am 19. Mai 1946 in
Reutlingen die
Gründungsversammlung des Kaninchenzüchterverbandes Süd-Württemberg unter der
Leitung von Christian
Bader stattfand.
Mit unserem Zuchtfreund Christian Bader, geboren am 16. Oktober 1900, wurde am
5. September 1970 eine
Galionsfigur der Rassekaninchenzucht von seinen Freunden aus dem
ganzen Land in Reutlingen zu Grabe
getragen. Er stand dem Kaninchenzuchtverein Reutlingen
24 Jahre als Vorsitzender vor, war
16 Jahre Vorsitzender des Kreisverbandes und hob nach dem
Zweiten Weltkrieg den Verband
Süd-Württemberg aus der Taufe.
Nach der Wiedervereinigung mit dem
„Bruderbund“ Nord-Württemberg im Jahre 1951 leitete er
die Geschicke des Landesverbandes
Württemberg und Hohenzollern bis 1953, wo er seine
reichen Erfahrungen trotz
angeschlagener Gesundheit auch später noch als stellvertretender
Vorsitzender und Karteiführer des
Verbandes zur Verfügung stellte.
Viele großartige Männer und Frauen haben seither mit Herz und Hand dafür Sorge
getragen, den Kreisverband
Reutlingen mit Leben zu erfüllen. Die unermüdliche Aufwärtsentwicklung hat
dazu geführt, dass wir
heute einen aktiven und züchterisch schlagkräftigen Verband vorfinden,
der weit über die Landesgrenzen
hinaus ein sehr hohes Ansehen genießt.
Eine Besonderheit im Kreisverband Reutlingen ist ohne Zweifel auch, dass hier in
Reutlingen seit der
Gründung des Zentralverbandes Deutscher Rassekaninchenzüchter (ZDRK) im Juni des
Jahres 1948 bis zum
heutigen Tage die offizielle Verbandszeitschrift „Deutscher Kleintier-
Züchter“ – heute unter dem Namen
„Kaninchenzeitung“ bekannt – verlegt und gedruckt wird.
Dem Kreisverband der Rassekaninchenzüchter Reutlingen e.V. gehören heute 28
Ortsvereine mit rund 1600
Mitgliedern an. Der Kreisverband ist damit einer der größten Verbände innerhalb
des Landes- und des
Zentralverbandes. Es soll an dieser Stelle aber nicht verschwiegen
werden, dass diese Schlagkraft
auch auf die traditionell enge und harmonische Zusammenarbeit
mit den Geflügelzüchtern in den
Vereinen und im Kreisverband der Rassegeflügelzüchter
Reutlingen begründet ist. – Kurz
gesagt: Die einstige Idee der Gründerväter wurde in all den
Jahren in Ehre hoch gehalten und
stets mit regem Leben erfüllt.
Ohne Zweifel wurde die Verbandsgeschichte des Kreisverbandes Reutlingen von
Idealisten, Frauen und
Männern geschrieben, die sich mit Begeisterung und Freude der kleinen Tiere
annahmen und auch in
schwierigsten Zeiten zu ihrer Liebe zur Rassezucht standen. Was im
Gründungsjahr 1933 im Vordergrund
stand, war die Versorgung der Familien mit wertvollen
Lebensmitteln. Meist in
bescheidenen Verhältnissen gehalten und gepflegt, trugen die Kleintiere
insbesondere in den Notzeiten der
Kriegs- und Nachkriegsjahre einen beachtlichen Anteil zum
schwierigen Lebensunterhalt bei.
Heute stehen Liebhaberei und Idealismus im Vordergrund. Es geht um eine den
individuellen Neigungen
angepasste, aktive und sinnvolle Freizeitgestaltung. Menschen aller
Altersgruppen finden bei
ihren Kleintieren und in den Vereinen unter gleichgesinnten Freunden einen
Ausgleich zum
schnelllebigen Alltag.
Durch maßvolle Züchtung und artgerechte Haltung leistet die Rassekaninchenzucht
einen kostenlosen Beitrag
zur Erhaltung der tiergenetischen Vielfalt. Doch diese Aufgaben entziehen
sich auf den ersten Blick einer
wirtschaftlichen Betrachtung und werden daher leider allzu gerne
unterschätzt.
Die Vorsitzenden des Kreisverbandes Reutlingen
auf einen Blick
Christian Bader, Reutlingen | (1933 – 1949) |
Albert Buck, Hülben | (1949 – 1951) |
Hugo Zerweck, Reutlingen | (1951 – 1959) |
Erhard Schlotterbeck, Mittelstadt | (1959 – 1971) |
Albert Heinlin, Unterhausen | (1971 – 1980) |
Erich Hummel, Sondelfingen | (1980 – 1999) |
Peter Kränkel, Gönningen | (1999 – 2007) |
Frank Jobst, Rommelsbach | (2007 – 2017) |
Matthias Schuker, Gomaringen | (2017 - heute) |
Text & Bild Dirk Wortmann